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Geieeeel !

Kleine Osterferienrückschau.

Es war wunderschön.9 Tage Sonnenschein.1/2 Tag Regen.Wir alle hatten es bitternötig.Dichter bis undurchdringlicher Arbeitsplan,Kinder Schule,Schule,Schule-der Himmel über Berlin seid Monaten grau.Grippe, fünf Tage Bettruhe und der Gedanke an einen Alltag einfach aufgegeben, weil Alltag unmöglich schien – wird jeder der schon mal eine echte Grippe hatte verstehen, eine solche Schwäche überfällt den Körper, nebst allen anderen Symptomen, das es den betroffenen wundert wie je ein Alltag bewältigt werden könnte und je wieder werden kann – Schwäche, die den Gang zur Toilette zum Leistungssport werden läßt. In dieser wunderbar schrecklichen Verfassung befand sich die ganze Familie – und dann : Osterfesten!!

Auf  nach Südtirol. Und was uns dort erwartete werde ich so schnell nicht vergessen. Ins Auto nach Bozen. Dort haben wir die Reinsegruppe vergrößert und fuhren nun zu sechst plus Skiern und einem Snowbord, endlose Serpentinen nach oben.Wir waren sicher überladen,vollgestopft,eingequetscht und glücklich.Nach oben immer weiter nach oben geschraubt, den Sternen entgegen,dem Winter entgegen hinein ins Ungewisse – in Bozen blühten schon die Magnolien – aber wir immer weiter hinein in den Schnee, bis alles ringsum weiß, vielmehr blau, es war ja schon Nacht und über uns die Sterne,Vollmond, ein Schild das uns eindeutig auswies hier geht es nicht weiter! Was nun?

Jeder der sechs Menschen auf den fünf Plätzen hatte einen anderen guten Rat,Skier und Snowbord gaben auch ihren Senf dazu : ” wie wärs mal mit anrufen”

also angerufen:” guten Abend, hier ist die letzte Fuhre der Hampelgruppe (meine Freundin,die uns die Unterkunft gebucht hatte und schon halbzerquetscht, halbgeschmolzen im Auto saß heißt Hampel mit Nachnamen also schien es mir ganz natürlich und als Hampelgruppe zu bezeichnen), wir… (am anderen Ende der Leitung wildes Tiroler Gelächter)… tut tut tut !”

Was jetzt?

Im Schnee, Nacht,Vollmond und eine Unterkunft die einfach auflegt?!

weiterfahren rieten die Skier

wir sind weitergefahren

noch mal anrufen riet das Snowbord ( beides übrigens schon echte Antiquitäten)

wir haben noch mal angerufen.

Das Gelächter am anderen Ende der Leitung hatte sich beruhigt und konnte uns den Weg weisen – ins Ungewisse.

Mitten im halbgetauten Matsch des Ungewissen parkten wir und dort wurden wir von zwei Snowmobilen abgeholt.Gepäck verladen, eiskalt war es, vergessen der Bozner Frühling.Männer und Kinder in ein Mobil,meine Freundin Hampel und ich aufs andere. Hinein ins Unbekannte, kalte über uns der Vollmond.Neben uns Tannen.Überall Wind.

Freundin H. :” Puh ist das romantisch-  wie bei Tanz der Vampire!”

der andere Schlitten verschwunden, vor mir der schweigende Fahrer hinter mir Freundin H,ihre Hände in meinen Taschen, weil unsere Handschuhe im Schlamm, unauffindbar verendet.So saß ich da zwischen den Beiden unter mir das Mobil, in den Knochen noch Reste der Grippe und habe mich seid langem mal wieder so richtig abenteuerlich gefühlt.

Freudige Begrüßung durch den Rest der Hampelgruppe.

Und dann drei Tage Paradies auf der Seiser Alm in der Mahlknecht Hütte.

Im Freien in der Sonne liegen ringsum Schnee, Licht, weiß – und lesen.Köstliches Buffet genießen ein paar Schritte durch den Schnee knistern und dann wieder erschöpft sich niedersetzten, lesen bis die Gruppe von der Piste kommt mit all den sensationellen Berichten über glücklich gelandete Stürze, Geschwindigkeit und nicht vergessene Skifahrkünste um 21Uhr schlafen mit roten Wangen und übervollen Bäuchen – so köstlich das Essen auf der Hütte.

früh, früh am morgen aufgewacht.

die Kinder mit strahlenden Augen und von Kälte und Sonne zerfurchten Lippen:

” es ist so geil hier Mama!”

“ja, ja hier ist es wunderschön!”

“supergeil Mama!!!”

die Grippe hatte sie mir nicht ganz ausgetrieben, meine erzieherischen Ambitionen:

” weißt ihr denn was geil heißt”

” sexuell bereit!”

“aha”

Und weg waren sie auf der Piste und ich dann irgendwann, unversehens auf der Leupe. Das erste mal in meinem Leben Langlaufskier unter den Füßen und diesen Blick vor Augen

Ich war glücklich,glücklich,glücklich – nach dem Berliner grau über Monate fühlte ich mich wie im Himmel, der Erde immer noch recht nah, nur 2054m über dem Meeresspiegel.

Runter von der Alm, rein ins Auto,auf zum Gardasee

wieder Serpentinen und Unterkunft in einem uralten Haus, hinaus aus der Zeit, weiter hinein in die Erholung- die Gruppe war mittlerweile auf 15 Personen angewachsen,da wurde gekocht, geschmort und spaziert,gelesen,gefaulenzt, gesungen,gestritten wieder versöhnt und die Orangen betrachtet

Eben noch Schnee, jetzt mitten im Frühling

auch meine Jungs hat der unerwartete Frühling zu ganz unerwarteter Handlung verleitet, sie haben mir einen Blumenstrauß gepflückt.

nach neun Tagen Verzauberung und unerwartetem Frühling dann wieder zurück nach Berlin.Hier wartete dann der krönende Abschluss dieser perfekten Erholungszeit : Fat Freddy s Drop.

Mein Stiefvater hatte meinen Brüdern und der ganzen Familie gleich mit Konzertkarten geschenkt, zu 12( und das waren nur die engsten der engen Familienmitglieder) sind wir dann hingepilgert in die Columbiahalle.

Mit einem meiner Brüder stand ich ganz vorne, wir wippten,schrien und hüpften – wer je bei einem ffd Konzert war wird wissen warum-strahlten uns an winkten den verstreuten anderen Familienmitgliedern zu die in anderen ecken des Saals kleine Grüppchen bildeten und dort hüpften und tobten – hinter mir schrie ein Mann:

” Geieeel! Jungs ihr seid einfach so saugeeeil !”

und ich konnte ihn verstehen und hätte es nicht besser sagen können.

Solltet ihr je die Gelegenheit haben zu einem solchen Konzert, geht hin egal was es kostet.

Uns wurde das Wort ” geil” früher noch botanisch erklärt, die Triebe an der Pflanze die zu schnell schießen.

Heute ist es in allermunde, ich tue mich allerdings immer noch schwer damit, doch der begeisterte Mann, dem das

” geieel”, so ganz aus der Tiefe des Herzens sprach, der hat es mir ein ganzes Stück näher gebracht, dieses umstrittene Wort.

Dann wieder Alltag,Arbeit,Schule.

Aber alles geht ein wenig leichter,beschwingter noch in Alm und Seeglück getränkt.

Das Wochenende habe ich mit Erde und einer Schaufel in der Hand verbracht.Kompost sieben. Wie gut die frische Erde riecht und wie locker und doch schwer sie ist so frisch gesiebt, noch so ein Glück. als ich hineingriff mit beiden Händen und der Duft mir in die Nase stieg, da kam mir wieder das Wort “geil” in denn Sinn und ich wußte das ist genau das rechte Wort für diese Erde. Geile Erde. Frischer Kompost.

Mama es ist so geil hier – jetzt verstand ich sie richtig meine Kinder und dankte in Gedanken dem begeisterten Mann im Konzertpublikum.

Kinder ihr habt recht, das waren geile Ferien!

Auf der Seiner Alm wurde tatsächlich” Tanz der Vampire” gedreht, habe ich später erfahren – ein geiler Film!

grabt Eure Hände in die frische Erde und dann atmet ganz tief ein!

ein Gruß noch von draußen, die Blüten waren mir ganz nah beim Kompost sieben.

herzgeilichst

Laura