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Sommer Strecken

Wir haben viele Sommerstrecken zurückgelegt. Süddeutschland,Frankreich,Niederlande,Kroatien,Bosnien-Herzegovina,Montenegro. Wir haben Länder gesammelt. Da gab es einiges an tierischen Abendteuern, Bettwanzen,Moskitos,Läuse,Süsswasserfische,Salzwasserfische,Seesterne,Seeigel,Seegurken und als Krönung eine 1Kilo schwere Krake.Jetzt streckt sich der Sommer, immer noch um eine Woche, immer heißt es das sind jetzt die letzten warmen Tage, gerade so, als könnte der Sommer sich nicht so recht von sich selbst verabschieden.

Kastaniensammeln in kurzen Hosen.

Baden früh morgens in den Seenebel hinein, bis alles ringsum ganz wattig weich und das Ufer ungewiss weit weg.

Äpfel ernten, oder stehlen und dann jedes mal beim betreten der Wohnung ein angenehm gäriger Duft nach reifen Äpfeln- viel zu viele, teilen mit Fruchtfliegen und Würmern… hatte nicht Schiller immer einen faulen Apfel in der Schublade seines Schreibtisches, weil die Dünstung ihm beim Denken half?- Denken,Text behalten, jähes Ferienende,Schöner Scheitern mit Ringelnatz, hier ein großer Dank an meinen tapferen Kollegen Michael Ihnow mit dem das Scheitern wirklich schön war.

Friedl wieder zu neuen Abendteuern erwecken und natürlich Puppen.

Ankommen im Alltag plötzlich und nie, weil der Alltag so schnell ist und ich immer ein wenig hinterher stolper, staune, was für ein anderes Tempo die Stadt hat.

Kroatien, das erste Jahr das Haus mit dem Schlüssel öffnen, und prompt hatten wir diesen auch vergessen. Sonst stand da immer der Großvater, die Tür war offen, die Arme offen und auf dem Herd eine warme Mahlzeit. Der Großvater ist gestorben im Mai, jetzt müssen wir selber die Tür öffnen uns eine Willkommensmahlzeit kochen . Vier Wochen waren wir im Süden, vier Wochen haben wir uns durch Schränke,Speicher und Werkstätten gelebt, sind uns näher gekommen, das Haus und wir.

Ich habe ein etwas zaghaftes Verhältnis mit den Zitrusbäumen begonnen,sie werden gerade von Spinnwebmilben geplagt natürlich gibt es hier das passende Gift, doch als romantische Städterin kochte ich Stundenlang einen stinkenden Knoblauchsud und habe den Ehrgeiz kein Gift zu verspritzen, auch wenn darüber milde gelächelt wird und ich eventuell eines Tages doch einknicke… mein Mann, ganz wie ein Ritter befreite die Palme von der Kiwi, die sich einem Drachen gleich um das scheue Wüstengeschöpf gewickelt hatte. Die Kinder, nach einem trägen Langeweile Getöse, haben die Werkstatt entdeckt und sich für Jagd und Fischfang ausgerüstet.

Wir wurden etwas seltsam beäugt, knirschten wir über den Strand, bewaffnet mit alten Gemüsenetzen, angegilbten Einweghandschuhen (irgendwo in der Garage entdeckt und für nützlich befunden) und aus Schnur,Kleber und Nägeln gebastelten Speeren. Einzig Schnorchel und Taucherbrille entsprachen dem Standard von immerhin 2000.

Eins ist gelungen, die Kinder waren zwischenzeitlich Entkonsumiziert, nicht mehr” oh das will ich und jenes und unbedingt und sofort”. Sie waren glücklich über eine paar Schlucke Süßwasser und die selbstgebastelte Jagdausrüstung. – Für alle die jetzt denken, oh weh meine Kinder die wollen immer überall alles – ein kleiner Trost, die Endkonsumierung war nur vorübergehend, die Stadt hat uns zurück, die Werbung lockt der Konsum triumphiert! – und was das Aufräumen und Mithelfen angeht habe ich völlig versagt, sosehr, dass ich zwischenzeitlich in den Kochstreik gegangen bin, gezweifelt habe an Welt und Kindern und ein Loblied auf die Ganztagsschule sang.

Höhepunkt war ein stürmischer Tag an Makaskars Steinküste. Wir betraten, lustig beäugt von den Strandbesuchern, mit selbstgebastelter Ausrüstung den Strand, die Kinder tauchten – plötzlich der Älteste wieder auf, brüllt: ” Mamaaaa,Papaaaa!” der ganze Strand drehte sich um und konnte nicht glauben, das dieses stattliche Modell einer Krake,mit diesem unstattlichen Modell eines Speeres gejagd wurde. Alle kamen gelaufen, wollten Fotos machen, die Geister schieden sich doch bald,als unser Sohn die Absicht äußerte die Beute auch zu verspeisen, für die Einheimischen keine Frage, vielen Urlaubern erschien es grausam.

Auf den Tisch kam die Krake,zäh war sie, wir hätten sie vorher einfrieren sollen,die nächste dann,nächsten Sommer.

Jagen mit Speeren ist nicht so mein Ding, ich habe schöne Orte und schöne Momente gejagt.

An der Wasserstelle in gnadenloser Hitze,Wasser abflüllen, um nicht noch mehr Plastikflaschen kaufen zu müssen. Umschwärmt von Schmetterlingen und Wespen, ganz ruhig bleiben damit sie nicht stechen. Von oben die glühende Sonne, durch die Hände rinnt das kühle Bergwasser. Summen und Stille.

Auf dem Weg nach Dubrovnik.Ein wunderschöner, verschlafener Hafen mit einem öffentlichen Botanischen Garten, verwunschen, verwinkelt so sehr dass wir durch Zufall,durch eine offengelassene Seitentür hineingelangt sind, plötzlich standen wir in einer Reisegruppe englischer Pflanzophilen um die 70.Zu Füßen des Gartens ein kleiner Hafen, mit klarem Wasser und wenigen Badegästen. Würde ich einen Roman schreiben, genau in diesem Ort würde ich mich für einen Sommer einmieten, gleich am Hafen, den Roman wahrscheinlich nie beenden, um den Ort nicht zu verlassen. Leider habe ich den Namen vergessen. Aber er ist nicht zu übersehen, die Küstenstraße von Ploce starten und Richtung Dubrovnik fahren. Augen auf, irgendwann kommt ein Ort mit zwei riesigen Platanen, hier seid ihr richtig. Auto parken, genug Proviant in der Tasche, denn am Hafen gibt es kein Restaurant. Durch den Botanischen Garten schlendern, zum Hafen runter,Autoschlüssel ins Meer schmeißen,Unterkunft suchen und für immer bleiben.

Dann kommt doch die Heimreise

der Sommer wird kleiner und kleiner…

es heißt ein neues Familienmitglied zu begrüßen, in Süddeutschland.Ein kleines Wundermädchen.

Für sie habe ich meine erste Puppe zurück im Alltag genäht

und vielleicht wird sie auch eines Tages die Schule besuchen, in die schon mein Mann gegangen ist, von der er so viele Geschichten zu erzählen hat, nicht zuletzt das köstliche Essen…

wen wunderts!

hier kochen die Mütter und für die gibt es extra Parkplätze, seid über 20Jahren!

Zu berichten wäre noch von den Abenden im Dorf

Und dem geliebten See an dem ich dieses klare,feine Buch zu lesen begonnen habe

Aber der Alltag ruft, der Alltag ist schnell, ich will Euch nicht länger warten lassen,darum genug für jetzt und zu Buch und Dorf ein andermal.

herzlich

Laura